Artikelserie „Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900“
Serie 5 Innenstadt, Bahnhofstraße
2. Restaurant "Theatercafe" vorher "Lindenhof" im Volksmund "Weihnachtsmann"
Anfang 1860 wird das Gebäude Bahnhofstrasse 13 von Friedrich Pfeuffer erbaut und als Gaststätte eröffnet. In den Jahren 1860 bis 1872 waren Friedrich Pfeuffer und nach ihm Alexander Große die Wirte. Mit der Übernahme des Lokals durch Julius Müller im Jahre 1875 erhält es den Namen "Müllers Restauration" Das endet im Jahre 1879.
Danach wird ein Ballsaal angebaut und es entsteht ein neues Ensemble, welches ab 1888 den Namen "Lindenhof " erhält. Dieses gesamte Etablissement aus Restaurant mit Garten, sowie Konzert -und Theatersaal, wurde 1892 von Julius Müller an Otto Franke aus Leipzig verkauft. Der nannte alles bis August 1894 "Frankes Konzert -und Ballsaal". In den Aufzeichnungen erscheint für kurze Zeit die Bezeichnung "Zappes Restaurant mit Saal" Ab 1896 gibt es einen neuen Besitzer, Hr. Hermann Zeißler. Ab diesem Jahr ist der Name "Zeißlers Restaurat mit Saal" eingetragen. . Leider lassen sich heute keine eindeutigen Gründe mehr ermitteln, warum in dem relativ kurzen Zeitraum ein so häufiger Wechsel der Besitzer und Wirte erfolgt ist. Aber bereits ab November 1899 wird Ernst Müller neuer Besitzer, der das Ensemble wieder "Lindenhof" nennt. Auch nach dem Tode von Ernst Müller, führt seine Frau das Lokal noch bis 1917.
Danach wird das Restaurant als "Theaterlokal Lindenhof" unter dem Namen Friedrich Böttcher erwähnt, der es bis 1924 führt.
Im Juni 1924 übernimmt Carl Borst den Lindenhof. Er verändert das Ensemble entscheidend indem er den Saal zu einem Kino umbauen lässt. Er erkennt weitsichtig die Bedeutung des neuen Mediums "Kinofilm" ! Die Gastwirtschaft wird von Bruder, Rudolf Borst, betrieben. Ende der 20-ger Jahre gibt es eine weitere Veränderung in der Art des Lokales. Bis 1936 ist die Konditorei und das Kaffeehaus Harnisch Pächter, die es 1932 zum "Theatercafe" umbenennen.
Ab 01.08. 1936 wird die Bewirtschaftung von Kurt Otto sen. übernommen. Er führt das Lokal durch die Jahre des 2.Weltkrieges. Erst im Jahre 1949 übernimmt sein Sohn, Kurt Otto jun. die Gaststätte. Dieser führt sie einen relativ langem Zeitraum bis Ende 1980.
Ab 15.01. 1981 übernehmen dann die Eheleute , Joachim und Christiane Stamm die Gaststätte. Nach über 15 Jahren übergeben sie alles dem Sohn Alexander Stamm.
Woher stammt der Name Weihnachtsmann ?
Die Kinder des Ermlitzer Kinderheimes feierten oft ihr Weihnachtsfest in der Gaststätte. Der Wirt spielte dann für die Kinder und die anderen anwesenden Gäste den Weihnachtsmann. So erhielt der Lindenhof ca. 1920 im Volksmund den Namen Weihnachtsmann . Auch die damals vor der Eingangstür stehenden Tannenbäumchen trugen noch dazu bei. So sagten die meisten Gäste hier in der Region, vor allem die Männer, wir gehen zum W-Mann, anstatt wir gehen in die Kneipe. Bei der Gewerbeanmeldung der Eltern von Joachim Stamm, im damaligen Gewerbeamt Merseburg, wird durch einen Schreibfehler aus "Theatercafe" der Name "Theaterrestaurant". Das ist aber untergegangen, da es bei den meisten Schkeuditzern der "Weihnachtsmann" blieb ! Nach der Übername durch den Sohn, Alexander Stamm, lässt dieser bei der Fassadenrenovierung das jetzige Bild vom Weihnachtsmann anbringen.
Quellen: Archiv –Stadtmuseum Schkeuditz-
Zusammenstellung und Vortrag v. Klaus Wagner
(Mitglied im Schkeuditzer Museums- und Geschichtsverein)
„Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900“